10 Eigenarten, Gewohnheiten und Kleinigkeiten, die das Leben in Bolivien und besonders in La Paz so interessant machen...
1. Faszination Tüten: In Bolivien kann man wohl alles in Tüten bekommen: So werden Eier nicht in Kartons, Säfte und Milch nicht in Tetrapacks und Suppen zum Mitnehmen nicht in üblichen Behältern, sondern einfach in Tüten verpackt. Im Fall der Säfte ist es meiner Meinung nach eine wunderbare Erfindung. Blöd ist allerdings, wenn nach jeden Einkauf mindestens ein Ei kaputt zuhause ankommt. Die Liste der in Tüten verpackten Dinge lässt sich jedenfalls noch ewig weiterführen und ich bin gespannt, was mir noch so alles in die Hände fällt!
2. Was ist es? Schwimmt in der Suppe und wird von den Volontären liebevoll als "Jackpot" bezeichnet...Richtig, die berühmte Hühnerkralle in der Suppe. Ein Blick in den Teller genügt und man weiß, dass man die Suppe lieber auslässt. Aber sie verfolgt einen trotzdem, wenn am Tisch, gegenüber von einem, ein Kind sitzt und das Füßchen genüsslich abnagt, wobei noch die Fingerspitzen samt Nägel rausgucken. Schockierend, aber man nimmt es besser mit Humor!!
3. Bleiben wir doch gleich beim Thema "Essen". Bzw womit man isst... Besteck wird hier völlig überbewertet. Nicht nur in der Casa de Paso wird (bzw. wurde) nur mit Löffel gegessen, was bei eher zähem Fleisch eine Tortur ist. Selbst auf Hochzeiten wird das komplette Menü inklusive Torte mit Fingern gegessen. Interessant sind auch sogenannte "Aptapis", wo man sich mit einer Gruppe trifft und jeder etwas zum Essen mitbringt und sogar Reis in der Hand und mit den Fingern gegessen wird. Fazit: Lass das Geschirr zuhause!
4. Die Zebras sind los: Im Zentrum von La Paz findet man an immer mehr Zebrastreifen Menschen in Zebrakostümen, die mit Schildern etc. den Verkehr regeln und es so den Passanten ermöglichen, die Straße zu überqueren, was im täglichen Straßenverkehrschaos ein kleines Kunstwerk ist!!
5. Was den Verkehr in La Paz jedoch besonders prägt, sind die öffentlichen Verkehrmittel. Neben Taxis gibt es sogenannte "Trufis" (Taxis mit bestimmter Route), Mikros (Busse), wobei am markantestens wohl die Minibusse sind. Meistens sitzt in jedem Bus eine Person, die die Route, die gefahren werden soll, aus dem Fenster herausruft und so Passanten zum Mitfahren animieren. Und so hört man, wenn man an besonders befahrenen Straßen herläuft, einen Salat aus Zonen-, Straßennamen und sonstigen Haltestellen. Am Anfang hörte es sich wie ein einziges Kauderwelsch an, aber mittlerweile kann man es doch schon verstehen!!
6. Sowieso spielt sich das halbe Leben in La Paz auf der Straße ab. Man kann praktisch alles auf der Straße käuflich erwerben: Süigkeiten an einer der unzähligen Tiendas, Brötchen, Handykarten, Kosmetikartikel, Klamotten oder Schreibwarenartikel. Es lebe die Faulheit!
7. Eine letzte Sache, die einem beim gemütlichen Bummeln durch die Stadt "begegnen" könnte. Ein lautes, langes und sich im Sekundentakt wiederholendes "Jaaaaa".. irgendwo muss wohl eine Gruppe von Mädchen herlaufen. Denn die Pacenos bzw vor allem Pacenas lachen nicht mit einem gewöhnlichen "Haha", sondern eben mit jenem "jaaa", was nach jeden Witz, der gerissen wird, aufs neue erklingt. Ich habe noch nie so etwas Nerviges gehört, aber das schlimme ist, dass man genau die Eigenarten, die man am meisten hasst, auch mit am schnellsten übernimmt.
8. Vorsicht beim Betreten eines Marktes. Denn von allen Seiten rufen einem die Verkäuferinnen zu und animieren zum Kaufen, was sie durch das Aufzählen ihres gesamten Sortiments errreichen wollen. Entscheidet man sich dann für einen Stand, erkundigt sich nach Preisen und kauft die gewünschte Ware, wird man mit einem freundlichen "Gracias, mi reina linda" (Danke, meine hübsche Königin" verabschiedet, worauf die Verkäuferin von nebenan einem das nächste "Que va a llevar, Mamita" (Was wirst du mitnehmen, Mütterchen) an den Kopf wirft.. Es wird wohl nie aufhören... und seit wann bin ich deine Mutter oder deine Königin?
9. Arme bolivianische Kinder: Für alles, was man machen möchte, muss erst um "Permiso" (Erlaubnis) gebeten werden. Da ist es auch egal, ob man über 20 ist und an einem Samstagabend ausgehen will. Wenn die Eltern nein sagen, ist das so. Die einzige Möglichkeit scheint ausziehen sein. Uns freiheitsgenießenden Deutschen kommt dies allerding ziemlich "bolivianisch" vor ;) Aber daher kommt auch wohl die Redensart, "Permiso" zu sagen, wenn man möchte, dass einem jemand Platz macht, zum Vorbeilaufen.
10. Und last but not least: die gute alte Pacha Mama:
Pacha Mama heißt Mutter Erde auf Aymara, einer indigenen Sprache, und deutet auf den Glauben hin, bei dem die Erde als weibliche Gottheit verehrt wird. So wird immer, wenn man Alkohol trinkt, der erste Schluck symbolisch auf den Boden gekippt und der Pacha Mama geopfert. Weiter hat sich dieser Glaube uns noch nicht offenbart, aber jenes Ritual ist doch sehr praktisch, vor allem, wenn man aus Versehen etwas verschüttet und dann noch schnell behaupten kann, dass dies ein Opfer an die Pacha Mama war. Na dann Salud!!
In diesem Sinne, ich hoffe, ich konnte euch mit diesem etwas anderen Blogeintrag einen kleinen Einblick in das Leben in Bolivien geben.
Zum Schluss noch etwas zur aktuellen Situation.
Ja, in La Paz kam es wegen heftigem Niederschlag zu Erdrutschen in 15 Zonen, wodurch ca. 1500 Häuser zerstört wurden. Uns geht es gut, aber viele Familien haben kein Zuhause mehr, darunter auch Kinder aus unserem Projekt. Aus dem Grunde wurde jetzt sogar die legendäre Karnevalsfeier der Fundacion abgesagt und das Geld, das ausgegeben worden wäre, wird jetzt einigen Familien zugute kommen.
Uns geht es soweit aber gut. Wir hatten kurze Zeit kein Wasser, aber sonst können wir uns wirklich nicht beschweren. Schade für die Feier, aber das wird dann in Oruro, beim traditionellen bolivianischen Karneval nachhgeholt.
Liebe Grüße nach Deutschland!!
Verenis!
hey veri, das ist ja mal ein voll netter blogeintrag....macht richtig spaß ihn zu lesen :-)
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